Augustin Sandtner (1893 – 1944)


Augustin Sandtner wurde am 8. August 1893 in München als Sohn eines Marmorschleifers geboren. Er erlernte den Beruf eines Bäckers und trat 1911 in München dem Verband der Bäcker und Konditoren bei. 1912 wurde er zur Marine eingezogen. Während des ersten Weltkrieges schloss er sich der Spartakusgruppe an, organisierte auf dem Schlachtkreuzer „Seydlitz“ illegale revolutionäre Gruppen und verteilte Antikriegsschriften. Am 3. November 1918 nahm er in Kiel am Aufstand der revolutionären Matrosen teil. Wenige Tage später fuhr er als Delegierter der Kieler Matrosen nach München, wo er in der Leitung des Spartakusbundes und in den Arbeiter- und Soldatenrat gewählt wurde. Seit ihrer Gründung gehört er der KPD an. Als Mitglied der bayrischen Roten Armee verteidigte er 1919 die Bayrische-Räterepublik. Von Mai bis Ende 1919 befand er sich in Haft. 1920/1921 war Augustin Sandtner als Mitglied der Bezirksleitung Südbayern der KPD führend an der Arbeit der Partei in München beteiligt. In den Bayrischen Motorenwerken wurde er zum Vorsitzenden des Arbeiterrates gewählt. Wegen der Organisierung der solidarischen Hilfe für die im Frühjahr 1921 kämpfenden Mitteldeutschen Arbeiter verurteilte ihn die Weimarer Klassenjustiz zu dreieinhalb Jahren Festung. Nach der Haftentlassung arbeitete er als Parteifunktionär in Berlin. 1926 wurde er wegen antimilitaristischer Propaganda unter Reichswehrangehörigen erneut kurze Zeit eingekerkert. Eine von Arbeitern erzwungene Amnestie brachte ihm jedoch die Freiheit. Bis Anfang 1932 war Augustin Sandtner  in einigen Berliner Unterbezirken der KPD als Politischer Leiter tätig. Im Februar 1932 wurde er Politischer Sekretär der Bezirksleitung Schlesien der KPD. Seit April 1932 gehörte er dem Preußischen Landtag an. Auf seine Initiative kam es am Anfang 1933 in vielen Grenzorten Schlesiens zu gemeinsamen Kundgebungen von deutschen, polnischen und tschechoslowakischen Werktätigen gegen Faschismus und Kriegsgefahr.

Nach wenigen Wochen illegaler Tätigkeit geriet Augustin Sandtner am 27. April 1933 in die Hände der Hitlerfaschisten. Im Januar 1934 verurteilten sie ihn zu drei Jahren Zuchthaus. Nach Ablauf der Haftfrist hielten sie ihn im KZ Sachsenhausen gefangen. Hier hatte er als Mitglied der Leitung der illegalen KPD-Organisation, die eng mit den Widerstandsgruppen der Gefangenen anderer Nationen zusammenarbeitete, bedeutenden Anteil an der Organisierung des antifaschistischen Kampfes im Lager. Nach über elfjähriger Haft wurde Augustin Sandtner gemeinsam mit 26 deutschen und französischen Antifaschisten am 11. Oktober 1944 im KZ Sachsenhausen von der SS erschossen.

 
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