Demonstration in Potsdam am

Knapp 100 Menschen nahmen an der Demonstration und Kundgebung am 19. Mai 2010 in Potsdam teil, um den Protest gegen den Abriss der antifaschistischen Ernst-Thälmann-Gedenkstätte direkt vor die Türe des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck zu tragen. Er ist letztlich der politisch Verantwortliche für diesen Abriss, war er zudem  jahrelang oberster Vorgesetzter des Denkmalschleifers von Ziegenhals, des Ministerialrat a.D., Gerd Gröger, dem Referatsleiter Obere Bauaufsicht.


Nach dem Start der Demonstration am Hauptbahnhof Potsdam auf dem Wege zum Platzeck (Staatskanzlei)


Es nahmen Junge und Ältere, Menschen aus Ost und West, politische Aktivisten zahl-reicher Organisationen, Parteien, Vereine und Verbände teil.




 
Gegenüber der Staatskanzlei in Potsdam, dem Amtssitz des Abrissbefürworters Mathias Platzecks


Es sprachen: Hein Pfohlmann, der erste Vorsitzende des Kuratoriums Gedenkstätte Ernst Thälmann, Hamburg, Ringo Ehlert, FDJ Berlin und Prof. Heinrich Fink, Bundes-sprecher der VVN/BdA, sowie Max Renkl für den Freundeskreis Ernst-Thälmann-Gedenkstätte e.V. Ziegenhals.


Bild Mitte: Prof. Dr. Heinrich Fink, Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA)
Zweite von Rechts: Vera Dehle-Thälmann (Enkelin Rosa und Ernst Thälmanns)
Prof Dr. Heinrich Fink bei seinen Ausführungen
Prof Dr. Heinrich Fink bei seinen Ausführungen


Es folgt die Rede von Prof. Heinrich Fink, ein Bericht aus der Tageszeitung Neues Deutschland vom 20. Mai 2010 und ein Fernsehbericht aus Brandenburg aktuell vom 19. Mai 2010


Rede von Heinrich Fink am 19. Mai 2010 auf der Protestkundgebung „Entschlossener Antifaschismus hat Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ in Potsdam anlässlich des Abrisses der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte in Ziegenhals.


Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,

es ist mir eine Ehre heute zu Euch  sprechen zu dürfen, obwohl der Anlass mich traurig und vor allem wütend macht.


Zunehmend kommt es in der Bundesrepublik zu einer massiven Kampagne gegen linke Aktivisten und Antifaschisten, Kommunisten und Sozialisten. Etablierte Politik und selbsternannte Leitmedien üben sich im Dauerfeuer gegen die politische Linke dieses Landes.


Während seit der Annexion der DDIR. über 140 Menschen von Neonazis ermordet wurden, führen Politiker, Justiz und Medien einen beachtlichen Kreuzzug gegen all diejenigen, die sich offensiv gegen das Erstarken der neofaschistischen Mörder und Totschläger und für Frieden und soziale Gerechtigkeit stark machen.


Die Bundesregierung plant die Projektgelder, die bisher für den Kampf gegen Neonazis zur Verfügung gestellt wurden, auch für den Kampf gegen so genannte Islamisten und die politische Linke einzusetzen. Dies ist eine ganz praktische Folge der zunehmenden und staatlich verordneten Totalitarismusdoktrin, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt.


Eingebettet in die Hatz gegen Linke, die maßgeblich aus offenen Lügen, Verleumdungen und Diffamierungen gespeist wird, wurde wenige Tage vor dem 65. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Faschismus erneut ein bedeutendes Stück antifaschistischer Geschichte entsorgt. Opfer diesmal: Die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte im brandenburgischen Ziegenhals. Die Gedenkstätte erinnerte an den 7. Februar 1933. Damals hatte im „Sporthaus Ziegenhals“ eine illegale Zusammenkunft der Kommunistischen Partei Deutschlands stattgefunden, bei der deren Vorsitzender Ernst Thälmann eine letzte Rede vor führenden Mitgliedern der Partei hielt. Eine Woche nach der Machtübertragung an Hitler drängte er auf einen entschlossenen Kampf gegen den Faschismus. Thälmann wurde am 3. März 1933 verhaftet und am 18. August 1944 im KZ Buchenwald ermordet.


Das Seegrundstück, auf dem sich die Gedenkstätte befand, wurde 2002 durch die Treuhand-Nachfolgerin TLG an den aus Westdeutschland stammenden Gerd Gröger, Ministerialrat a. D. im Brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung verkauft. Gröger ist einer von denen, die ganz praktisch die Verantwortung für den Abriss einer der bedeutensten antifaschistischen Gedenkstätten dieses Landes zu verantworten haben. Er selbst gab den Abriss in Auftrag. Aber es gibt noch weitere Personen, die in diesem Zusammenhang klar und deutlich genannt werden müssen.


Ich will das Brandenburger Landesverfassungsgericht nennen. Obwohl der Thälmann-Gedenkstätten-Freundeskreis noch kurz vor Beginn der Abrissarbeiten einen Eilschutzantrag bei besagtem Gericht einreichte, wurde über diesen aus unerfindlichen Gründen nicht zeitnah entschieden. Vielmehr warteten die Richter, bis das Denkmal komplett abgerissen war. Dieses Gericht hat sich also mitschuldig gemacht an der Entsorgung einer Gedenkstätte, die in einem Bundesland wie Brandenburg, wo viele Nazis aus NPD und militanten „Autonomen Nationalisten" ihr mörderisches Unwesen treiben.


Ich will auch den Brandenburger SPD-Ministerpräsidenten Matthias Platzeck und die von ihm geführte so genannte „rot-rote“ Landesregierung als mitverantwortlich für den Abriss nennen!


Die Landesregierung hätte den Abriss verhindern und Gröger enteignen können. Dass sie es nicht getan hat, ist eine politische Schande!


Versteht mich nicht falsch. Ich weiß, viele Basisaktivisten meiner eigenen Partei, der Partei Die Linke, haben sich stets in unseren Reihen für den Erhalt der Thälmann-Gedenkstätte stark gemacht. Es gehört aber auch zur Wahrheit, dass der Brandenburger Landesvorstand der Partei sich keineswegs leidenschaftlich gegen den Abriss eingesetzt hat.  Es ist als nichts anderes als perfide zu bezeichnen, wenn der Linke-Landeschef Thomas Nord so tut als sei der Abriss nicht vorherzusehen gewesen. Es ist auch perfide, zu fordern, dass die „kritische Würdigung des damaligen Geschehens am authentischen Ort“ besser als ein Abriss der Gedenkstätte gewesen sei, wie Nord es getan hat. Was bitte soll eigentlich an Thälmanns Wirken „kritisch“ gewürdigt werden, frage ich mich? Sein konsequenter Einsatz gegen den Faschismus vielleicht? Manchmal wäre es offenbar besser, Thomas Nord würde sich überhaupt nicht äußern, bevor er mit solchen Sätzen an die Öffentlichkeit tritt und so das Andenken an Thälmann beschädigt.


Nachdem nach der Annexion der DDR nahezu das ganze Land von antifaschistischen Gedenkstätten gesäubert wurde und Straßen die beispielsweise nach der großen Frauenrechtlerin, Antifaschistin und Kommunistin Clara Zetkin, Reichstagspräsidentin, benannt waren, umbenannt wurden, ist es beim derzeitigen Durchmarsch des Geschichtsrevisionismus offenbar nur noch eine Frage der Zeit, bis die Forderung erhoben wird, auch die Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde dem Erdboden gleichzumachen.


Unsere Aufgabe muss daher darin bestehen, weitere mit Sicherheit noch folgende Angriffe auf das Gedenken des antifaschistischen Widerstandes zu verhindern.


Aus diesem Grunde will ich mich hier auch in aller Deutlichkeit mit drei linken Aktivisten solidarisieren, die in der Nacht von 4. auf 5. Mai, Angaben der Polizei zufolge, einen Anschlag auf die Abrissfahrzeuge an der Gedenkstätte geplant hätten und von den Beamten festgenommen wurden.


Wie bereits die Rote Hilfe, unser aller Antirepressions- und Solidaritätsorganisation, fordere ich von hier aus die sofortige Einstellung der polizeilichen Ermittlungen!


Wenn überhaupt gegen wen ermittelt werden müsste, dann gegen diejenigen, die für den Abriss der Thälmann-Gedenkstätte verantwortlich sind!


Ich möchte hier auch aus einer Protestnote des Vorsitzenden des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (K-PRF),Gennadi Sjuganow, zitieren. „Gerade diejenigen, welche die Gedenkstätte Ernst Thälmanns zerstören, tragen indirekt zum Wiedererstehen des Faschismus in Europa bei“ , das hat er anlässlich der bundesdeutschen Zerstörungswut erklärt.

Dem ist nichts hinzuzufügen.


Setzen wir daher denjenigen, die die Verantwortung für die zunehmende Kriegshetze und den grassierenden Sozialabbau tragen und mit dem Gedenkstättenabriss hier de facto für die Nazis die Anti-Antifa-Arbeit organisiert haben, unseren gemeinsamen Widerstand entgegen!


Denn unser entschlossener Antifaschismus hat nicht nur Vergangenheit und Gegenwart! Sondern vor allem auch Zukunft! Verneigen wir uns im Andenken an Ernst Thälmann und all die Hunderttausende Antifaschistinnen und Antifaschisten, die im Kampf für die Freiheit ermordet wurden. Hoch die internationale Solidarität!


Die Rede von Prof. Heinrich Fink kann hier (20100519 Rede von Heiner Fink.pdf) heruntergeladen werden.


 

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Fernsehbericht aus „Brandenburg aktuell“ vom 19. Mai 2010.



Brandenburgaktuell.avi



http://www.youtube.com/watch?v=gWSdrhWokzU


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Bericht aus der Tageszeitung Neues Deutschland vom 20. Mai 2010:

Ziegenhals: Kundgebung vor Staatskanzlei


Potsdam (ND). Knapp 100 Menschen beteiligten sich gestern an einer Ziegenhals-Kundgebung vor der Potsdamer Staatskanzlei. Es sprach Heinrich Fink von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Zur Staatskanzlei hatte eine vom Freundeskreis der abgerissenen Ernst-Thälmann-Gedenkstätte organisierte Protestdemonstration geführt. Der Zug begann am Hauptbahnhof. Nach der Kundgebung lief man dorthin zurück, berichtete der Freundeskreis-Vorsitzende Max Renkl. Nach dem Abriss fordert der Freundeskreis nun den Wiederaufbau am authentischen Ort. Zudem plant er, eine Wanderausstellung zu erarbeiten. Zum Protest in Potsdam kam auch Hein Pfohlmann, Vorstand der Hamburger Thälmann-Gedenkstätte. Er bot an, die Wanderausstellung in seiner Einrichtung zu zeigen, erzählte Renkl.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/171375.ziegenhals-kundgebung-vor-staatskanzlei.html

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Auszüge aus der Rede von Prof. Heinrich Fink aus der Tageszeitung junge Welt vom 20.Mai 2010:


Eine Schande

Aus der Rede von Professor Heinrich Fink, Bundesvorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, gehalten am Mittwoch auf einer Demonstration des Freundeskreises Ernst-Thälmann-Gedenkstätte in Potsdam:


(...) Während seit der Annexion der DDR über 140 Menschen von Neonazis ermordet wurden, führen Politiker, Justiz und Medien einen beachtlichen Kreuzzug gegen all diejenigen, die sich offensiv gegen das Erstarken der neofaschistischen Mörder und Totschläger und für Frieden und soziale Gerechtigkeit stark machen. (…) Eingebettet in die Hatz gegen Linke, die maßgeblich aus offenen Lügen, Verleumdungen und Diffamierungen gespeist wird, wurde wenige Tage vor dem 65. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Faschismus damit begonnen, ein bedeutendes Stück antifaschistischer Geschichte zu entsorgen. Opfer diesmal: die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte im brandenburgischen Ziegenhals. Die Gedenkstätte erinnerte an den 7. Februar 1933. Damals hatte im »Sporthaus Ziegenhals« eine illegale Zusammenkunft der KPD stattgefunden, bei der deren Vorsitzender Ernst Thälmann eine letzte Rede vor führenden Mitgliedern der Partei hielt. Eine Woche nach der Machtübertragung an Hitler drängte er auf einen entschlossenen Kampf gegen den Faschismus. Thälmann wurde am 3. März 1933 verhaftet und am 18. August 1944 im KZ Buchenwald ermordet. Das Seegrundstück, auf dem sich die Gedenkstätte befand, wurde 2002 durch die Treuhand-Nachfolgerin TLG an den aus Westdeutschland stammenden Gerd Gröger, Ministerialrat a. D. im Brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung verkauft. (…) Er selbst gab den Abriß in Auftrag. Aber es gibt noch weitere Personen, die in diesem Zusammenhang klar und deutlich genannt werden müssen. (…) Ich will den Brandenburger SPD-Ministerpräsidenten Matthias Platzeck und die von ihm geführte sogenannte »rot-rote« Landesregierung als mitverantwortlich für den Abriß nennen! Die Landesregierung hätte den Abriß verhindern und Gröger enteignen können. Daß sie es nicht getan hat, ist ein politisches Verbrechen erster Güte und eine Schande!


Versteht mich nicht falsch. Ich weiß, viele Basisaktivisten meiner eigenen Partei, der Partei Die Linke, haben sich stets in unseren Reihen für den Erhalt der Thälmann-Gedenkstätte stark gemacht. Es gehört aber auch zur Wahrheit, daß der Brandenburger Landesvorstand der Partei sich keineswegs mit Ruhm beckleckert hat. Es ist als nichts anderes als perfide zu bezeichnen, wenn der Linke-Landes­chef Thomas Nord so tut, als sei der Abriß nicht vorherzusehen gewesen. Es ist auch perfide, zu forden, daß die »kritische Würdigung des damaligen Geschehens am authentischen Ort« besser als ein Abriß der Gedenkstätte gewesen sei, wie Nord es getan hat. Was bitte soll eigentlich an Thälmanns Wirken »kritisch« gewürdigt werden, frage ich mich? Sein konsequenter Einsatz gegen den Faschismus vielleicht? Manchmal wäre es offenbar besser, Thomas Nord würde sich überhaupt nicht äußern, bevor er mit solchen Sätzen an die Öffentlichkeit tritt und so das Andenken an Thälmann beschädigt. (...)


Aus diesem Grunde will ich mich hier auch in aller Deutlichkeit mit drei linken Aktivisten solidarisieren, die in der Nacht vom 4. zum 5. Mai, Angaben der Polizei zufolge, einen Anschlag auf die Abrißfahrzeuge an der Gedenkstätte geplant hätten und von den Beamten festgenommen wurden. Wenn überhaupt gegen wen ermittelt werden müßte, dann gegen diejenigen, die für den Abriß der Thälmann-Gedenkstätte verantwortlich sind! (...)


Setzen wir daher denjenigen, die die Verantwortung für die zunehmende Kriegshetze und den grassierenden Sozialabbau tragen und mit dem Gedenkstättenabriß hier de facto für die Nazis die Anti-Antifa-Arbeit organisiert haben, unseren gemeinsamen Widerstand entgegen!


http://www.jungewelt.de/2010/05-20/038.php

 

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